Wenn westliche Stimmen den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 als Angriff auf die „regelbasierte“ oder „liberale“ internationale Ordnung beschrieben haben, schwang dabei stets mit, dass es westliche Staaten und insbesondere die USA waren, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Völkerrecht sicherten. Es waren jedoch vor allem afro-asiatische Staaten, die während des Kalten Kriegs die regelbasierte Ordnung verteidigten, wenn Aggressionen die Unverletzlichkeit internationaler Grenzen infrage stellten. Eine nähere Betrachtung dieser Geschichte kann helfen, zukunftsfähige Konzepte für die Geltungskraft internationaler Normen zu entwickeln – gerade für ein Europa, das Gefahr läuft, zukünftig zur Verhandlungsmasse der Großmächte zu werden.
Author: Christian Methfessel
Christian Methfessel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin, Mitglied des Forschungsverbunds „Deutungskämpfe im Übergang“ und beteiligt am Projekt „PATTERN“. // Christian Methfessel is a researcher at the Leibniz Institute for Contemporary History, member of the research network “Conflicts.Meanings.Transitions”, and involved in the project “PATTERN”.