Man kommt um den Frieden nicht herum, wenn man sich mit dem Krieg auseinandersetzt. Das ist vor allem mit Blick auf die wenig produktive Polarisierung zwischen sogenannten „Kriegstreibern“ und „Friedensträumern“ in der bundesrepublikanischen Diskurslandschaft notwendig. Die Polarisierung engt den Diskurs auf Sicherheit und Kriegstüchtigkeit ein. „Sicherheit“ und „Frieden“ schließen einander aber nicht aus. Wir plädieren entsprechend für ein „Mehr“ in den öffentlichen Debatten über den Ukraine-Krieg, das den Friedensbegriff wieder ins Zentrum der Debatten um eine zukünftige europäische Ordnung stellt. Kurzum: Politik und Wissenschaft müssen gerade in den Debatten über den Krieg auch mehr über den Frieden nachdenken.
Kategorie: Deutsch
Frieden im Cyberspace – ein langer Weg
Desinformationskampagnen, gezielt gesteuerte Diskursverschiebungen und Cyberangriffe auch auf kritische Infrastrukturen – wie kann Frieden im Cyberspace angesichts dieser wachsenden Bedrohungen gelingen? Nationale Abschottungsstrategien und unzureichende IT-Sicherheit verschärfen diese Lage zusätzlich. Im Spannungsfeld zwischen globaler Vernetzung und nationalen Interessen wächst die Herausforderung, digitale Mündigkeit zu fördern und kritische Infrastrukturen zu schützen. Ist ein stabiler, sicherer Cyberspace eine Utopie – oder eine realisierbare Vision durch Kooperation, Resilienz und technologische Diversifizierung? Die Antwort liegt in einem globalen Kraftakt für die Zukunft der digitalen Welt.
PRIF talk #011 // Forschung als Sicherheitsrisiko?
Wann wird Forschung zum Sicherheitsrisiko? Im Zuge der Debatten um die „Zeitenwende“ wird verstärkt diskutiert, ob Universitäten auch für das Militär forschen dürfen oder ob sie rein zivile Forschung betreiben sollen. Oft ist diese Abgrenzung aber gar nicht so einfach. Viele Forschungsbereiche sind „Dual Use“ – sie haben legitime Anwendungen, können aber auch missbraucht werden, zum Beispiel zur Herstellung von Waffen, und damit zum Problem für die nationale oder globale Sicherheit werden. In der neuesten Folge von PRIF talk diskutieren Una Jakob und Malte Göttsche mit Elisabeth Waczek über das Spannungsfeld von Forschung zwischen Freiheit, Innovation und Verantwortung.
Aussichten für Syrien nach dem Sieg der Rebellen
Mehr als dreizehn Jahre litten die Menschen in Syrien unter den Folgen des Bürgerkrieges. In den letzten Wochen ging es dann schnell. Rebellen rückten weiträumig vor und veranlassten Assad zur Flucht nach Moskau. Die Aufständischen haben das langjährige Regime militärisch besiegt. Auf den Sturz von Assad folgten teils euphorische Reaktionen. Doch vor welcher Zukunft steht Syrien nach dem Triumph der Rebellen?
Syrien: Blitzoffensive der islamistischen Rebellenallianz stürzt Assad
Eine Blitzoffensive der islamistischen Rebellenallianz markiert das Ende des Assad-Regimes. Ende November 2024 erobern die Rebellen mit rasantem Tempo große Städte, und Anfang Dezember fällt auch Damaskus. Der Zusammenbruch der Ba’ath-Regime-Truppen erfolgt wie ein Dominoeffekt, und Baschar Al-Assad ist im russischen Exil – ein Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg. Der Beitrag beleuchtet die Hintergründe der dramatischen Ereignisse in Syrien und wirft einen Blick auf die Zukunft des Landes.
Von Verflechtung zu Koexistenz: Abgrenzung als Friedensstrategie nach dem Krieg gegen die Ukraine?
Krieg ist kein unvermeidbares Schicksal und eine friedliche Welt ist möglich – dieser Optimismus der Friedensforschung wird durch Russlands Angriffs- und Eroberungskrieg einer harten Bewährungsprobe ausgesetzt. Jenseits der drängenden Frage, wie der Krieg gegen die Ukraine beendet werden kann, stellt sich der Friedensforschung ein grundlegendes Problem: Wie kann eine wirklich friedliche Weltordnung heute überhaupt noch aussehen? Der Versuch, Frieden durch Verflechtung und Angleichung zu schaffen, ist im Fall Russlands gescheitert. Kann Frieden durch Abgrenzung eine tragfähige Alternative darstellen?
Wenn es weh tut, wird es wichtig: Was heißt gleiches Recht für alle?
Letzte Woche erließ der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen den israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu, Ex-Verteidigungsminister Gallant und Hamas-Führer Deif. Daraufhin brach sich gerade in traditionellen Unterstützerländern des Gerichts massive Kritik Bahn: Von Täter-Opfer-Umkehr ist die Rede, von Antisemitismus und Delegitimierung einer Demokratie. Diese Kritik ist nicht nur unzutreffend, sie lässt auch die Grundmisere der liberalen Weltordnung deutlich werden: Recht soll immer für die anderen gelten, während Demokratien selbst bisweilen nicht erkennen, dass auch sie gegen Recht verstoßen. Wer die liberale Weltordnung erhalten will, muss sich an ihre Regeln halten – gerade dann, wenn es weh tut. Und die Entscheidung des IStGH tut weh.
Konfliktmythen. Verbreitete Fehlannahmen zu Frieden und Konflikt
In Politik, Medien und öffentlicher Debatte begegnen uns immer wieder Konfliktmythen. Bei ihnen handelt es sich nicht um überlieferte Erzählungen aus vergangenen Zeiten, sondern verbreitete falsche Vorstellungen von Frieden und Konflikt. An vielen Konfliktmythen ist nicht alles falsch. Sie dehnen aber Aussagen so sehr über deren Geltungsbereich hinaus, dass sie nicht mehr zutreffen. Sie legen einen bestimmten Umgang mit Konflikten nahe und beeinflussen so Debatten und Entscheidungen. Dieser Beitrag versucht, einige falsche Vorstellungen geradezurücken.
Mehr als nur Abschreckung: Mittelstreckenwaffen und Multi-Domain-Operationen in Europa
Seit die USA und Deutschland am Rande des NATO-Gipfels 2024 bekanntgegeben haben, dass ab 2026 konventionelle Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationiert werden sollen, stehen die neuen Waffensysteme im Fokus der sicherheitspolitischen Diskussion. Dabei werden Rolle und Bedeutung der Systeme hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Abschreckung diskutiert. Allerdings spielen sie auch eine zentrale Rolle im neuen Multi-Domain-Operationskonzept der US-Armee. Um alle Dimensionen der geplanten Stationierung erfassen zu können, müssen die weitreichenden Waffen deshalb auch unter dem Aspekt der Kriegsführung betrachtet werden.
Update Overdue: Why The Bundestag Should Debate Reforms of the German Foreign Office
In a time of escalating global crises, German foreign policy faces immense pressures. Yet, German policymakers and experts rarely discuss the institution tasked with executing German diplomacy: the Federal Foreign Office. While the German Bundestag is currently debating drastic cuts to the ministry’s budget, parliamentarians are not debating overdue reforms in the Foreign Office. This is a problem, because any significant changes to the ministry will require attention and pressure from parliament.