Jugendliche stehen in dem Ruf, besonders radikal zu sein. Medial erregt derzeit die Studie „Jugend in Deutschland“ Aufmerksamkeit, in der sich ein Rechtsruck junger Menschen ablesen lässt. Auch die Debatten um „Krawallnächte“, in denen Jugendliche sich zu Hochzeiten der COVID-19 Pandemie eskalative Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten oder Diskurse über Jugendliche, die ins Ausland reisen, um sich der Terrormiliz „Islamischer Staat“ anzuschließen, prägen das Bild einer „radikalen“ Adoleszenz. In diesem Beitrag zeichnen wir eine doppelte Belastung aus den allgemeinen Herausforderungen des Heranwachsens und den spezifischen gesellschaftlichen Spannungen für Jugendliche nach. Wir erläutern, inwieweit sich aus dieser Doppelbelastung Radikalisierungspotenziale ergeben.
Kategorie: RADIS-Blogserie
Islamismus ist ein heterogenes Phänomen, das im politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs relevant bleibt. Aktuell stehen vor allem seine Wechselwirkungen mit rechtsextremen und antimuslimischen Einstellungen in Deutschland im Fokus, die sich in Krisenzeiten und angesichts aktueller Konflikte verschärfen.
Die Blogserie erscheint im Rahmen des vom PRIF koordinierten Projekts „RADIS – Begleit- und Transfervorhaben „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) organisiert und begleitet RADIS den Wissenstransfer innerhalb einer Förderlinie des BMBF sowie mit der breiteren Forschungslandschaft, der Fachpraxis der Extremismusprävention und politischen Bildung und in den politischen Raum. Die zwölf Forschungsprojekte, die im RADIS-Forschungsnetzwerk zusammengeschlossen sind, beschäftigen sich mit den vielen Facetten des Phänomenbereichs Islamismus. Sie erforschen seine gesellschaftlichen Ursachen und Wirkungen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und generieren Wissen, das auch für Prävention und Politik wichtige Implikationen birgt.
In der Blogserie beleuchten Expert*innen aus dem RADIS-Netzwerk aktuelle Debatten zu Islamismus , mit einem Fokus auf
- Islamistische Radikalisierung, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus in Deutschland und ihre Auswirkungen auf gesellschaftliche Polarisierung
- Jugendliche, ihr Krisenerleben und Bewältigungsstrategien im Zusammenhang mit Radikalisierungspotenzialen sowie die besondere Rolle von Schulen in der Prävention
- Herausforderungen für Wissenschaftler*innen, die sich im Spannungsfeld zwischen Begriffsdebatten, methodischen Fragen, ethischer Verantwortung und persönlicher Sicherheit bewegen
ENG
Islamism is a heterogeneous phenomenon that remains relevant in political, societal, and academic discourses. Its interactions with right-wing extremism and anti-Muslim sentiments in Germany are nowadays especially emphasized, with these dynamics becoming more pronounced during crises and amid ongoing conflicts.
This blog series is published as part of the PRIF-coordinated project „RADIS – Societal Causes and Effects of Radical Islam in Germany and Europe„. Funded by Germany‘s Federal Ministry of Education and Research, RADIS enables the exchange and dissemination of knowledge across a research network on Islamism, effectively bridging academic research with professional practice and extending its influence into the political sphere. The twelve research projects in the RADIS network address the many facets of the Islamism phenomenon. They explore its societal causes and effects from various disciplinary perspectives and generate knowledge that holds important implications for prevention and policy.
In this blog series, experts from the RADIS research network shed light on current debates about Islamist extremism, with a particular focus on
- Islamism, anti-Semitism, and anti-Muslim racism in Germany and their impact on social polarization
- Young people, their experience of crisis and coping mechanisms in the context of potential radicalization as well as the special role of schools in preventative strategies
- Challenges for researchers in balancing conceptual debates, methodological considerations, ethical responsibilities, and concerns for personal safety
Forschung ohne Praxis?! Ein Überblick aktueller Entwicklungen und ein „Was wäre, wenn?“-Gedankenspiel
Haarscharf ist der Quasi-Exitus der Extremismusprävention in Deutschland abgewandt worden. Die Ausgabesperre, die angesichts der unsicheren Haushaltslage im Dezember 2023 verhängt wurde, hat große Befürchtungen geschürt und strukturelle Missstände von Förderlogiken sozialer Projekte in Deutschland offengelegt. Ausbleibende Zahlungen in Folge politischer Komplikationen oder aufgrund fehlender Folgeförderungen schweben permanent als Damoklesschwert über der Extremismuspräventionslandschaft in Deutschland. Dieser Zustand gefährdet die nachhaltige Zusammenarbeit von Forschung und Praxis.
Der islamisierte Antisemitismus: Aufgebauschtes Schreckgespenst oder bagatellisiertes Ressentiment?
Seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 und der anhaltenden Eskalation des Nahostkonfliktes kommt es auf anti-israelischen Demonstrationen wiederholt zu Anzeigen wegen Aufrufen zur Gewalt und Volkverhetzung. Dieser Trend ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so neu: Bereits seit längerem gibt es Stimmen, die vor einem islamisierten Antisemitismus in Deutschland warnen. Eine entsprechende gesellschaftliche Debatte gestaltet sich jedoch als schwierig, weil rechte Akteure die Situation nutzen, um Muslim*innen und Geflüchtete unter einen Generalverdacht zu stellen. Der Beitrag beleuchtet die daraus resultierenden verzerrten Kommunikationsbedingungen sowie die Genese des islamisierten Antisemitismus und präsentiert empirische Erkenntnisse über seine Verbreitung und Ursachen.
How can research on topics surrounding radicalization, extremism, and terrorism be safe and socially sustainable?
Research on extremism and related phenomena such as radicalization or terrorism is emotionally demanding and can even become dangerous, in part because it frequently means engaging with intense, and at times violent, societal conflict. The most recent escalation in the Israel-Palestine conflict is a poignant example of this, in which researchers specialized in antisemitism, Islamophobia, or Islamist and right-wing extremism are expected to keep up with fast-paced developments while simultaneously navigating the emotional impact of unfolding violence. This blog post highlights the difficulties researchers face in this field and proposes suggestions for addressing these challenges at the institutional and structural levels.
Die Schlüsselrolle der Schulen in der Prävention von islamistischer Radikalisierung
In Europa ist die Debatte über islamistische Radikalisierung bei jungen Menschen und wirksame Präventionsmaßnahmen in vollem Gange. Dieser Blogbeitrag beleuchtet Herausforderungen und Chancen, denen Schulen im Umgang mit Radikalisierung und Prävention begegnen. Schulen fungieren nicht nur als Bildungseinrichtungen, sondern auch als Sozialisationsinstanzen, in denen Diversität und Toleranz gefördert werden können. Doch sie werden gleichzeitig mit hohen Anforderungen konfrontiert, wenn von ihnen verlangt wird, Anzeichen von Radikalisierung zu erkennen und damit umzugehen. Dieser Beitrag betont die Notwendigkeit eines sensiblen und differenzierten Ansatzes, um Diskriminierung und Ausgrenzung in der Präventionsarbeit zu vermeiden.
Antimuslimischer Einstellungsrassismus als Faktor rechter Radikalisierung
Zum 21. September 2023 kam es zu einem großen Aufschrei in den Medien – mehr als 8% der Deutschen besitzen ein rechtsextremes Weltbild. So hatte die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung einen beachtlichen Anteil und Anstieg rechtsextremer Einstellungen ermittelt. Begleitet wird dies durch aktuelle Wahlumfragen in Ostdeutschland, die einen Siegeszug der – in Sachsen und Thüringen gerade vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuften – AfD prophezeien. Doch wie konnte es zu diesem Erfolgen der extremen Rechten kommen? Eine Vermutung ist die extreme Ablehnung muslimischer Migration. Dieser Blogbeitrag beleuchtet, welche Rolle antimuslimische Einstellungen für die Mobilisierung der extremen Rechten spielen.
Umstrittene Begriffe pragmatisch definieren: Beispiel „Islamismus“
Extremismus, Fundamentalismus, Islamismus, Islamophobie oder Islamkritik sind allesamt umstrittene Begriffe, die in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen inhaltlich unterschiedlich ausgedeutet werden. Diskussionen über solche „Kernbegriffe“ sind unerlässlich. Um gemeinsam wissenschaftlich arbeiten zu können, muss aber ein gemeinsames Verständnis über die verwendeten Begriffe und ihre Definition gefunden werden. Dieser Blogbeitrag plädiert für einen pragmatischen Umgang mit Begriffen und Definitionen und zeigt dies exemplarisch an dem Begriff „Islamismus“.
Islamistische Radikalisierung, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus: Eine neue Blogserie greift aktuelle Debatten rund um Islamismus in Deutschland auf
Reaktionen in Deutschland auf den terroristischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober zeigten auf drastische Weise, dass extremistische, antisemitische und antimuslimische Haltungen hier weit verbreitet und mutmaßlich tief verwurzelt sind. Infolge des Angriffs ist ein massiver Anstieg antisemitischer Äußerungen, Straf- und Gewalttaten sowie eine deutliche Zunahme von antimuslimischem Rassismus und damit zusammenhängender Taten zu beobachten. Diese Tendenzen werden durch den verengten und stark polarisierten Diskurs, insbesondere in den sozialen Medien, weiter verstärkt. Unsere neue Blogserie liefert Analysen, die über die jüngsten Ereignisse hinaus dabei helfen, aktuelle gesellschaftliche Dynamiken rund um Islamismus und Radikalisierung zu verstehen und damit umzugehen.