Zum Hauptinhalt springen
Publikationssprachen:
Podcast PRIF TALK:

Beiträge nach Sprache filtern:

PRIF talk #011 // Forschung als Sicherheitsrisiko?

avatar
Malte Göttsche
Gast
avatar
Una Jakob
Gast
avatar
Elisabeth Waczek
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

Wann wird Forschung zum Sicherheitsrisiko? Im Zuge der Debatten um die „Zeitenwende“ wird verstärkt diskutiert, ob Universitäten auch für das Militär forschen dürfen oder ob sie rein zivile Forschung betreiben sollen. Oft ist diese Abgrenzung aber gar nicht so einfach. Viele Forschungsbereiche sind „Dual Use“ – sie haben legitime Anwendungen, können aber auch missbraucht werden, zum Beispiel zur Herstellung von Waffen, und damit zum Problem für die nationale oder globale Sicherheit werden. In der neuesten Folge von PRIF talk diskutieren Una Jakob und Malte Göttsche mit Elisabeth Waczek über das Spannungsfeld von Forschung zwischen Freiheit, Innovation und Verantwortung.

Alle drei arbeiten im Cluster Natur- und Technikwissenschaftliche Rüstungskontrollforschung (CNTR). Das Cluster hat im November die erste Ausgabe des CNTR Monitor unter dem Titel „Perspektiven auf Dual Use“ veröffentlicht.

Malte Göttsche ist Professor für natur­wissen­schaftliche Friedens­forschung am PRIF und der TU Darmstadt, Co-Sprecher des Clusters Natur- und Technik­wissen­schaftliche Rüstungs­kontroll­forschung (CNTR) und Leiter der Forschungs­gruppe Science for Nuclear Diplomacy. Er arbeitet zu nuklearer Nicht­verbreitung, Rüstungs­kontrolle und Abrüstung mit Schwerpunkt auf der Entwicklung von Verifikations­methoden und -technologien.

Una Jakob ist Senior Researcher am PRIF im Programm­bereich Inter­nationale Sicher­heit und Leiterin der Forschungs­gruppe Biologische und chemische Ab­rüstung und Sicher­heit. Zu ihren Forschungs­schwerpunkten zählen die Nicht­verbreitung und Ab­rüstung biologischer und chemischer Waffen sowie bio­logische Sicherheit.

*Shownotes*

Social Media

PRIF talk #010 // Das Friedensgutachten 2024

avatar
Christopher Daase
Gast
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

Das globale Konfliktgeschehen hat sich im vergangenen Jahr weiter verschärft: Der Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza, die anhaltende Aggression Russlands gegen die Ukraine sowie Militärputsche und dschihadistische Gewalt in Afrika forderten zehntausende Opfer. Militärische Interventionen in Konflikte zeigen dagegen kaum Erfolge, auch die Bekämpfung von Armut und Hunger stockt. Weltweit setzen zudem extremistische Bewegungen die Demokratien unter Druck. Das Friedensgutachten, das im Juni 2024 erschienen ist, schlägt in dieser „Welt ohne Kompass“ Orientierungspunkte vor. Mitherausgeber Christopher Daase fasst in unserem Podcast die wichtigsten Punkte zusammen.

Das Friedensgutachten erscheint seit 1987 jährlich und wird von PRIF gemeinsam mit dem Bonn International Center for Conflict Studies (bicc), dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und dem Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen herausgegeben.

Christopher Daase ist Professor für Internationale Organisationen an der Goethe-Universität Frankfurt und stellvertretendes geschäftsführendes Vorstandsmitglied von PRIF. Er leitet den Programmbereich „Internationale Sicherheit“ und seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sicherheitspolitik sowie der internationalen Institutionen.

*Shownotes*

Social Media

PRIF talk #009 // Ein freies Recht zum Krieg?

avatar
Hendrik Simon
Gast
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

In der neuen Episode von PRIF talk sprechen wir mit Hendrik Simon über sein neu erschienenes Buch „A Century of Anarchy? War, Normativity and the Birth of Modern International Order“, das eine neue Geschichte der modernen internationalen Ordnung schreibt. „A Century of Anarchy?“ setzt sich dabei kritisch mit der in Forschung und Öffentlichkeit verbreiteten Vorstellung von einem freien Recht zum Krieg auseinander. Im Gespräch mit dem Autor geht es um seine Kernthese, um die Analyse von Kriegsdiskursen und Gewaltbegründungen und um die Frage, wie das Buch zu einem Coverbild von Hilma af Klint gekommen ist.

Hendrik Simon ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am PRIF im Programmbereich „Transnationale Politik“ und forscht zu Normen in der internationalen Politik und der Rolle des Völkerrechts. Zudem ist er Redaktionsmitglied des Völkerrechtsblogs.

*Shownotes*

Social Media

PRIF talk #008 // Auf den Spuren politischer Gewalt

avatar
Kaya de Wolff
Gast
avatar
Verena Lasso Mena
Gast
avatar
Tina Cramer
Moderation/Konzept
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

In Brasilien und Kolumbien waren die beiden Wissenschaftlerinnen Kaya de Wolff und Verena Lasso Mena auf Feldforschung. Worum genau es in ihrer Forschung zu sozialen Medien und Umweltaktivismus geht, wie es ihnen in ihrer Rolle ergangen ist und was „Research in Solidarity“ bedeutet, erzählen sie Tina Cramer in der neusten Folge von PRIF talk.

Alle drei arbeiten im April 2022 gegründeten hessischen Forschungszentrum „Transformations of Political Violence“ (TraCe), das von PRIF koordiniert wird. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erforschen dort Wissenschaftler*innen Transformationen politischer Gewalt aus verschiedenen Perspektiven.

Kaya de Wolff ist Postdoktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt und bei TraCe. Erinnerungen an politische Gewalt aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive, insbesondere in Brasilien, sind ihr aktueller Forschungsschwerpunkt.

Verena Lasso Mena ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Darmstadt und bei TraCe. Im Zentrum ihrer Forschung steht politische Gewalt im Zusammenhang mit Umwelt- und Klimakonflikten rund um den Abbau natürlicher Ressourcen, insbesondere in Kolumbien.

*Shownotes*

Social Media

PRIF talk #007 // Das Friedensgutachten 2023

avatar
Claudia Baumgart-Ochse
Gast
avatar
Sascha Hach
Gast
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

Seit 1987 veröffentlichen das Peace Research Institute Frankfurt (PRIF), das Bonn International Center for Conflict Studies (BICC), das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und das Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen jährlich ein gemeinsames Gutachten, in dem internationale Konflikte analysiert und klare Handlungsempfehlungen für die Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik gegeben werden. In diesem Jahr steht das Friedensgutachten unter dem Titel „Noch lange kein Frieden“.

Welchen Beitrag die vier Forschungsinstitute mit dem Friedensgutachten leisten wollen, wie die Abläufe und die Zusammenarbeit zwischen den Instituten während des Entstehungsprozesses funktionieren, und ob der diesjährige Titel ein Ausdruck von Pessimismus ist, diskutieren wir mit Claudia Baumgart-Ochse. Sascha Hach gibt uns einen Einblick in die Thematik des Kapitel 3 „Rüstungsdynamiken“ des Friedensgutachtens und erörtert, was unter strategischer Stabilität zu verstehen ist, wie eine zeitgemäße Rüstungskontrollpolitik aussehen kann, und ob und inwiefern eine Kooperation mit Russland in diesem Bereich noch möglich ist.

Claudia Baumgart-Ochse leitet am PRIF den Programmbereich „Transnationale Politik“ und beschäftigt sich in ihrer Forschung u.a. mit der Rolle von Religion in Konflikten, der Politik Israels und dem Nahost-Konflikt. Seit 2017 ist sie die Redaktionsleiterin des Friedensgutachtens.

Sascha Hach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Programmbereich „Internationale Sicherheit“ am PRIF. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Abrüstung und Rüstungskontrolle, Nuklearwaffen, Deutscher Außenpolitik sowie den Vereinten Nationen. Er ist Co-Autor des diesjährigen Kapitels zu Rüstungsdynamiken im Friedensgutachten.

*Shownotes*

 

 

 

PRIF talk #006 // Die Transformation politischer Gewalt

avatar
Christopher Daase
Gast
avatar
Astrid Erll
Gast
avatar
Tina Cramer
Moderation/Konzept
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

Welchen Einfluss hat der Angriff Russlands auf die Ukraine auf Transformation politischer Gewalt? Was ist der Zusammenhang zwischen politischer Gewalt und kollektivem Gedächtnis? Und was kann politische Gewalt eigentlich noch bedeuten? Warum es wichtig und spannend ist, Transformation politischer Gewalt interdisziplinär zu erforschen, diskutieren Christopher Daase und Astrid Erll mit Tina Cramer in der neuen Folge unseres Podcasts PRIF talk.

Alle drei arbeiten seit April 2022 im neu gegründeten hessischen Forschungszentrum Transformations of Political Violence (TraCe). Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erforschen darin um die dreißig Wissenschaftler*innen von April 2022 bis 2026 multiperspektivisch Transformationen politischer Gewalt.

Christopher Daase ist Professor für Internationale Organisation an der Goethe-Universität Frankfurt und stellvertretender Direktor des Peace Research Institute Frankfurt (PRIF). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sicherheitspolitik sowie der internationalen Institutionen. Neben seiner Beteiligung an zahlreichen Forschungsprojekten ist er auch der Co-Sprecher des Forschungszentrums TraCe.

Astrid Erll ist Professorin für Anglophone Literatures and Cultures an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen umfassen unter anderem Literaturwissenschaft, Literatur- und Mediengeschichte, Kultur- und Medientheorie, transkulturelle Studien und Gedächtnisforschung. Sie ist ebenfalls Co-Sprecherin von TraCe.

*Shownotes*

PRIF talk #005 // Die Nationale Sicherheitsstrategie

avatar
Sarah Brockmeier
Gast
avatar
Laura Friedrich
Moderation/Konzept/Produktion
avatar
Yvonne Blum
Regie/Konzept/Produktion

Unser Podcast PRIF talk ist zurück: Ab sofort stehen die Forschungsthemen und Projekte unserer Wissenschaftler*innen ebenso wie ihre Einschätzungen zu aktuellen Fragen, Debatten und Entwicklungen der Friedens- und Konfliktforschung wieder regelmäßig im Gesprächsfokus.

In der neuen Episode sprechen wir mit Sarah Brockmeier über den Entstehungsprozess der ersten Nationalen Sicherheitsstrategie für Deutschland.

Sarah Brockmeier ist Doktorandin im Rahmen der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) und an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre derzeitige Forschung konzentriert sich auf die Frage, ob und unter welchen Umständen Bürgerdialoge zu Außenpolitik das politische Vertrauen von Bürger*innen beeinflussen.

*Shownotes*

PRIF talk #004 // 50 Jahre HSFK – Über Mut, Neugierde und die Lust zu streiten

Harald Müller stand 20 Jahre an der Spitze der HSFK, bevor Nicole Deitelhoff im Jahr 2016 das Ruder übernahm. Zum Anlass des 50. Jubiläums der HSFK haben wir ein Interview mit dem ehemaligen und der aktuellen Leiterin der Institution geführt. Im Podcast sprechen beide über erste Eindrücke, die Verbindung von Wissenschaft und Praxis und die Frage, was die HSFK seit 50 Jahren ausmacht.

PRIF talk #003 // 25 Jahre Hessischer Friedenspreis

Der Hessische Friedenspreis würdigt seit 1993 besonderes Engagement für Völkerverständigung und Frieden. Seitdem begleitet die HSFK die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger. Gemeinsam mit dem Kuratoriumsvorsitzenden und ehemaligen hessischen Landtagspräsidenten Karl Starzacher und dem HSFK-Forscher Bruno Schoch blicken wir zurück auf die Entstehungsgeschichte und die Preisträger, an die wir uns heute noch erinnern.

 

Das Interview ist in verkürzter Form auch in unserem Jubiläumsmagazin erschienen. Diese Fassung gibt es auch hier zu lesen:

 

„Erfolg allein ist nicht das Kriterium“

 

Was ist denn eigentlich der Hessische Friedenspreis?

Bruno Schoch: Das Interessante ist, dass er inzwischen immer Hessischer Friedenspreis genannt wird. Er heißt aber eigentlich Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung und wird gar nicht vom Land Hessen verliehen. Nach dem, was ich über den früheren Hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald gelesen habe, wäre ihm diese Verkürzung aber wahrscheinlich keine besondere Last. Denn er war so etwas wie ein hessischer Patriot. In den Anfangsjahren hat man diesen Friedenspreis oft mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verwechselt. Oder, bis in die FAZ hinein, den Friedenspreis und die HSFK gleichgesetzt. Das war für uns als HSFK natürlich nicht besonders rufschädigend. Im Gegenteil.

Karl Starzacher: Dass ich mit dem Hessischen Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung in Berührung kam, lag daran, dass ich Landtagspräsident war, als 1994 der erste Friedenspreis verliehen wurde. Albert Osswald als Stifter und ich haben damals vereinbart, dass der Preis im Hessischen Landtag vergeben wird. Der Landtag, die Staatskanzlei und der jeweilige Ministerpräsident haben dieses Projekt immer sehr positiv begleitet und unterstützt. Insofern ist es inzwischen auch Der Hessische Friedenspreis.
Sein Zustandekommen hat sicherlich mit Osswalds Lebenslauf zu tun: Er war von 1939 bis 1945 Wehrmachtssoldat, hat also am Krieg teilgenommen und war danach in Kriegsgefangenschaft. Ich bin sicher, dass auf Grund dieser Erfahrung das Thema Frieden für ihn immer eine große Bedeutung hatte.
Dazu kommt, dass Albert Osswald und Ernst-Otto Czempiel, Mitbegründer und langjähriger Vorstandsvorsitzender der HSFK, auch persönlich guten Kontakt hatten. Ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass Czempiel die Idee hatte, dass die Albert Osswald-Stiftung ja einmal im Jahr einen Friedenspreis vergeben könnte.

Bruno Schoch: Albert Osswald ist ja 1976 unter etwas unglücklichen Umständen nach dem Helaba-Skandal zurückgetreten. Da fragt man sich natürlich: Warum hat er seine zuvor gegründete Stiftung im Jahr 1993 auf Frieden umgestellt? Schließlich haben sich die Sowjetunion und der Warschauer Pakt aufgelöst, US-amerikanische Politologen haben sogar das Ende der Geschichte proklamiert. Gleichzeitig gab es aber natürlich die Konflikte auf dem Balkan seit 1991, Kriegsbilder mitten in Europa. Da haben einige Leute gesagt: Jetzt brauchen wir das Engagement für den Frieden eigentlich erst recht. Insofern kann man das Jahr 1993 auch als Ausdruck von besonderer Weitsichtigkeit interpretieren.

Wie läuft denn der Prozess rund um die Vergabe des Hessischen Friedenspreises ab?

Karl Starzacher: Nach der Stiftungssatzung wird der Preis von der Stiftung vergeben. Es hat sich aber etabliert, dass das Kuratorium die Entscheidung trifft. Dort sind die bedeutenden deutschen Friedensforschungsinstitute vertreten, die sich dann unter der Federführung der HSFK miteinander abstimmen. In allen Fällen war es so, dass das Kuratorium sich doch einvernehmlich auf die Vorschläge der Friedensforscherinnen und -forscher verständigt hat. Aber es gab auch kritische Diskussionen.

Bruno Schoch: Osswald muss ein unglaubliches Vertrauen in die Friedensforschung gehabt haben. Dass die Institute die Vorschläge machen sollten, war überhaupt nicht selbstverständlich. Denn die Friedensforschung war ja am Anfang politisch außerordentlich umstritten. Nicht bei Osswald, aber es gibt Artikel aus dem Bayernkurier, nach denen wir viel schlimmer sind als irgendwelche Sowjet-Hetzer.

Welche der vergangenen Preisträgerinnen oder Preisträger haben Sie denn nachhaltig beeindruckt?

Karl Starzacher: Alle. Jede und jeder für sich. Es ist natürlich ein Unterschied, ob sie dem Dalai Lama begegnen oder Ismail Khatib. Das ist ein ehemaliger palästinensischer Widerstandskämpfer, der die Organe seines elfjährigen Sohnes Ahmed zur Organspende an israelische Kinder freigegeben hat, nachdem sein Kind von israelischen Soldaten tödlich verletzt wurde. Aber jede dieser Begegnungen war unglaublich eindrucksvoll.

Bruno Schoch: Ich teile ihren großen Respekt vor allen Preisträgerinnen und Preisträgern. Aber ich war damals beim Dalai Lama sehr kritisch, muss ich sagen. Er hat viele Preise erhalten – unter anderem den Nobelpreis, der, glaube ich, fast mit einer Million Dollar dotiert ist. Und dann bekommt er nachher noch den Hessischen Friedenspreis. Ich finde, darüber konnte man streiten, obwohl das Gespräch mit dem Dalai Lama in Wiesbaden außerordentlich interessant war.
Mich hat am meisten Lakhdar Brahimi beeindruckt. Und zwar, weil er in unserem Vorgespräch im Detail berichtet hat, wie er den Apartheid-Konflikt in Südafrika angepackt hat. Aber das heißt nicht, dass ich das beeindruckende Engagement der anderen mindern möchte. Das Problem ist, dass es weder in der Friedensforschung noch in der Philosophie eine praktisch definierte Vorstellung von Frieden gibt. Frieden ist ein weites Feld, deswegen gibt es auch ungefähr 60 Friedenspreise. Als Forscher ist man daher manchmal etwas pingelig und fragt: Ist moralisches Engagement für den Frieden schon gleichzusetzen mit bedeutenden diplomatischen Erfolgen?

Karl Starzacher: Ich bin kein Friedensforscher. Für mich ist Frieden Frieden. Natürlich hat ein Lakhdar Brahimi als UN-Diplomat in seiner Vermittlungsfunktion ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten als Ismail Khatib. Die Unterschiede sehe ich durchaus. Aber das persönliche Engagement für Frieden ist für mich das Bestimmende. Und jeder und jede, die sich für Frieden engagieren und einsetzen, selbst wenn sie am Ende nicht erfolgreich sind, sind eigentlich auszeichnungswürdig. Da möchte ich keinen Unterschied machen.

Letztes Jahr wurde der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali für seinen Einsatz für einen historischen Friedensschluss mit dem Nachbarland Eritrea ausgezeichnet. Kurze Zeit später erhielt er auch den Friedensnobelpreis. Abiy war erst kurze Zeit im Amt, als er den Preis erhielt. Ist das nicht etwas verfrüht?

Karl Starzacher: Nein, das denke ich nicht. Er hat zu Beginn seiner Amtszeit ganz wesentliche Weichenstellungen in Äthiopien vorgenommen. Er wird –  ich weiß das aus Berlin – von der Bundesregierung sehr positiv wahrgenommen. Wir wollen mit dieser Auszeichnung würdigen, was er im Friedensschluss mit Eritrea bewirkt hat. Obwohl wir wissen, dass in Äthiopien noch nicht alle Probleme gelöst sind. Und wir wollen ihn damit ermutigen und motivieren, diesen Weg weiter zu gehen. Ich glaube, das rechtfertigt den Preis zu 100 Prozent.

Bruno Schoch: Ich sehe das auch so. Wir müssen uns ja immer fragen: Was sind die Bemühungen? Was kann man dabei unterstützen? Und insofern ist die Auszeichnung absolut richtig. Manche der Preisträgerinnen und Preisträger sind rückblickend betrachtet gescheitert. Aber das ist kein Grund, das Engagement nicht zu unterstützen und auszuzeichnen. Insofern kann das Kriterium nicht nur der schlussendliche Erfolg sein.

 


*Shownotes*


Dieses Interview ist auch Teil unseres Jubiläumsmagazins zum 50-jährigen Bestehen der HSFK. Das Magazin steht hier zum kostenlosen Download bereit (pdf, 5,42 MB).

Zu den Einzelbeiträgen

PRIF talk #002 mit Antonio Arcudi // Internationale Normen im Streit

In der zweiten Episode unseres neuen Formats PRIF TALK sprechen wir mit Antonio Arcudi über seine Forschung und die Promotion am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF/HSFK).

Antonio promoviert im PRIF-Programmbereich „Internationale Institutionen. In seiner Forschung konzentriert er sich auf die Anfechtung internationaler Normen und Institutionen, dabei insbesondere auf den Internationalen Strafgerichtshof und die Internationale Schutzverantwortung (Responsibility to Protect).

Einen kürzeren Zusammenschnitt des Gesprächs haben wir auch als Video bei youtube veröffentlicht.

*Shownotes*

 

Sie haben die erste Episode von PRIF TALK verpasst? Hier geht es zum Podcast #001 mit Vera Rogova // Wirtschaft in Russland