Seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 und der anhaltenden Eskalation des Nahostkonfliktes kommt es auf anti-israelischen Demonstrationen wiederholt zu Anzeigen wegen Aufrufen zur Gewalt und Volkverhetzung. Dieser Trend ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so neu: Bereits seit längerem gibt es Stimmen, die vor einem islamisierten Antisemitismus in Deutschland warnen. Eine entsprechende gesellschaftliche Debatte gestaltet sich jedoch als schwierig, weil rechte Akteure die Situation nutzen, um Muslim*innen und Geflüchtete unter einen Generalverdacht zu stellen. Der Beitrag beleuchtet die daraus resultierenden verzerrten Kommunikationsbedingungen sowie die Genese des islamisierten Antisemitismus und präsentiert empirische Erkenntnisse über seine Verbreitung und Ursachen.
Author: Gert Pickel
Prof. Dr. Gert Pickel ist Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Er ist Co-Leiter des Standortes Leipzig des Forschungsinstitutes Gesellschaftlicher Zusammenhalt, einer der vom BMI geförderten Leiter der Verbundstudie „Institutionen & Rassismus“ sowie stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums Rechtsextremismus- und Demokratieforschung (KReDo). Er ist beteiligt am vom BMBF geförderten Projekt „Radikaler Islam – Radikaler Anti-Islam (RIRA) und beschäftigt sich seit Jahren mit antimuslimischen Rassismus, Demokratieforschung und Rechtsextremismusforschung. // Prof. Dr Gert Pickel is Professor of Sociology of Religion and Churches at the Faculty of Theology at Leipzig University. He is co-director of the Leipzig site of the Research Institute for Social Cohesion, one of the BMI-funded directors of the joint study “Institutions & Racism” and deputy director of the Competence Center for Research on Right-Wing Extremism and Democracy (KReDo). He is involved in the BMBF-funded project "Radical Islam - Radical Anti-Islam (RIRA) and has been working on anti-Muslim racism, democracy research and right-wing extremism research for many years.
Antimuslimischer Einstellungsrassismus als Faktor rechter Radikalisierung
Zum 21. September 2023 kam es zu einem großen Aufschrei in den Medien – mehr als 8% der Deutschen besitzen ein rechtsextremes Weltbild. So hatte die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung einen beachtlichen Anteil und Anstieg rechtsextremer Einstellungen ermittelt. Begleitet wird dies durch aktuelle Wahlumfragen in Ostdeutschland, die einen Siegeszug der – in Sachsen und Thüringen gerade vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuften – AfD prophezeien. Doch wie konnte es zu diesem Erfolgen der extremen Rechten kommen? Eine Vermutung ist die extreme Ablehnung muslimischer Migration. Dieser Blogbeitrag beleuchtet, welche Rolle antimuslimische Einstellungen für die Mobilisierung der extremen Rechten spielen.