
Regimewettbewerb
in einer fragmentierten Welt: Konsequenzen für Frieden und Konflikt
Mehr als dreißig Jahre nach dem ausgerufenen „Ende der Geschichte“ und der dritten Welle der Demokratisierung ist die Welt wieder von einer größeren Vielfalt politischer Regime geprägt.
Der (Wieder-)Aufstieg mächtiger autoritärer Staaten wie Chinas und Russlands und der Trend der Erosion scheinbar gefestigter Demokratien haben eine Welt geschaffen, die pluralistischer und multipolarer ist, in der sich Staaten mit unterschiedlichen politischen Regimetypen zunehmend als Konkurrenten betrachten, und alle Seiten versuchen, die Überlegenheit ihrer jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Systeme zu beweisen und die Gefolgschaft von Drittländern zu gewinnen.
Regimewettbewerb wirkt sich auf viele aktuelle politische Entwicklungen aus, oft mit direkter Relevanz für Friedens- und Konfliktthemen. Hierbei lassen sich zwei Arten von Wettbewerb unterscheiden, die aber durchaus in Verbindung stehen: erstens der Wettbewerb zwischen mächtigen Staaten und Koalitionen als Ringen um internationalen Einfluss oder sogar Hegemonie; und zweitens der Wettbewerb hinsichtlich der Performanz der jeweiligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systeme, die Ansprüche auf innerstaatliche Legitimität und internationale Führung unter ähnlich gesinnten Ländern untermauert.
Diese Blogserie wird beide Dimensionen von Regimewettbewerb und seine vielfältigen Facetten im Detail beleuchten, u.a. die Ursprünge und Grenzen der chinesisch-russischen Partnerschaft, Entflechtung und Dissoziation in den Ost-West-Beziehungen, den strategischen Wettbewerb in der Antarktis, eine kritische Analyse von Reformkapazitäten verschiedener Regimetypen in Nordafrika, regimespezifische Ansätze in Bezug auf die Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ der Vereinten Nationen, die Infragestellung liberaler Demokratie durch globale neo-autoritäre Bewegungen sowie die Versicherheitlichung von Regimetypen in Osteuropa und post-sowjetischen Ländern.