In Politik, Medien und öffentlicher Debatte begegnen uns immer wieder Konfliktmythen. Bei ihnen handelt es sich nicht um überlieferte Erzählungen aus vergangenen Zeiten, sondern verbreitete falsche Vorstellungen von Frieden und Konflikt. An vielen Konfliktmythen ist nicht alles falsch. Sie dehnen aber Aussagen so sehr über deren Geltungsbereich hinaus, dass sie nicht mehr zutreffen. Sie legen einen bestimmten Umgang mit Konflikten nahe und beeinflussen so Debatten und Entscheidungen. Dieser Beitrag versucht, einige falsche Vorstellungen geradezurücken.
Schlagwort: Friedens- und Konfliktforschung
Wie verlässlich sind Daten zu Todesopfern in bewaffneten Konflikten?
Viele vergleichende Studien untersuchen die Effekte von Vermittlung, Sanktionen oder militärischen Interventionen auf Dauer und Verlauf bewaffneter Konflikte. Sie nehmen dabei an, dass die verfügbaren Daten das Auf und Ab der tödlichen Gewalt über Zeit sowie Unterschiede je nach Ort hinreichend gut abbilden. Einige Arbeiten leiten aus ihren Befunden Empfehlungen für die Politik ab. Auch das jährliche Friedensgutachten nutzt die Daten eines führenden Anbieters. Dessen Angaben dienen des Weiteren dazu, die Eskalation von Auseinandersetzungen zu prognostizieren. Ihre breite Verwendung wirft die Frage auf, wie sehr man sich auf diese Konfliktdaten verlassen kann.
The Reconstitution of Liberal Hegemony in Comparative Regime Research: V-Dem’s Discursive Turn from the Contestation to the Decontestation of Democracy
Within just a few years, the Varieties of Democracy (V-Dem) project has experienced a remarkable rise to both academic and political prominence. As I show in a paper that was just published open access with Contemporary Politics, this rise has been accompanied by a notable discursive shift: Having started as a project aimed at taking seriously the essential conceptual contestability of democracy, in recent years V-Dem has adopted an increasingly narrow and taken-for-granted focus on liberal democracy. This turn from the contestation to the decontestation of democracy, which responds to the perception of serious threats to democracy in general and liberal norms in particular, is not only remarkable in and of itself. In the face of the current crisis of democracy, it is also deeply problematic as it contributes to downplaying the inherent limitations of liberal democracy. The following contribution presents and summarizes the main arguments from the paper.
Feminist Research Perspectives in Peace and Conflict Studies and Consultancy Work
Feminist approaches in peace and conflict studies have been neglected for a long time – but they are currently on the rise. Interestingly, a similar trend may be observed in the practice of peacebuilding. While researchers and consultants base their approaches on similar reflections, their challenges with regard to the implementation of feminist approaches are not quite the same. In this discussion, Samantha Ruppel, feminist researcher at the PRIF, and Alena Sander, a feminist freelance consultant, discuss these differences, and emphasize common goals and opportunities of the feminist approach in peace research and practice.
Feministische Perspektiven in der Friedens- und Konfliktforschung
Feministische Perspektiven in der Friedens- und Konfliktforschung konzentrieren sich auf Geschlechterverhältnisse in Kriegen, Konflikten oder in der Friedensförderung. Die Forschung analysiert Ursachen und Folgen von Geschlechterungleichheit und -diskriminierung, blickt aber auch auf verschiedenen Gewaltformen, also auf physische, strukturelle und systemische Gewalt, wie z.B. Sexismus und Rassismus. Feministische Friedens- und Konfliktforschung ist machtkritisch und inklusiv, sie stellt marginalisierte und unsichtbare Stimmen in den Mittelpunkt der Analyse von internationaler Politik. Unsere neue Blogreihe will die Vielfältigkeit der feministischen Forschung in der Friedens- und Konfliktforschung aufzeigen und politische Erfolge und Misserfolge sichtbar machen.
Wenn das „Feld“ geschlossen ist: (Feld-)Forschung als Krisenpraxis in Zeiten von Corona
Die weltweite Ausbreitung der Corona-Pandemie und die damit verbundenen restriktiven Maßnahmen gefährden all jene Forschung, für die menschliche Interaktion und Präsenz ein wichtiger Bestandteil der Wissensproduktion ist. Anhand unserer eigenen Erfahrungen mit einer abgebrochenen Feldforschung in Burkina Faso diskutieren wir, wie in der aktuellen Krise das Forschen selbst zur Krisenpraxis wird und welche Konsequenzen geschlossene „Felder“ und Unplanbarkeiten in Zeiten von Corona für die (Feld-)Forschungspraxis der Friedens- und Konfliktforschung haben.