Die Bundesregierung beschafft für rund vier Milliarden Euro das israelisch-amerikanische Raketenabwehrsystem Arrow 3. Im politischen Berlin stößt der Kauf auf breite Zustimmung, doch international sorgt er für Stirnrunzeln. Anders als das bereits vorhandene Patriot- und das kürzlich bestellte Iris-T-Luftverteidigungssystem der Bundeswehr eignet sich Arrow 3 nämlich gar nicht dazu, russische Raketen oder Marschflugkörper abzufangen. Auch andere Erklärungsansätze für die Beschaffung sind wenig überzeugend. Somit bleibt die Bundesregierung der deutschen Öffentlichkeit eine Antwort schuldig, gegen welche Bedrohungen sie das System in Zukunft einsetzen möchte.
Schlagwort: Militär
Kampfflugzeuge für die Ukraine und das Risiko der Eskalation: Ein Realitätscheck
Nachdem mehrere NATO-Staaten der Ukraine nach monatelangem Ringen die Lieferungen von Panzern zugesagt haben, intensiviert die ukrainische Regierung ihre Forderungen nach Kampfflugzeugen westlicher Bauart. Allerdings wäre die Ukraine auch mit einigen westlichen Jets kaum in der Lage, die leistungsfähigen russischen Flugabwehrsysteme zu zerstören. Darüber hinaus, und wichtiger, stellen westliche Kampfflugzeuge enorme Anforderungen an Infrastruktur und Ausbildung. Eine Lieferentscheidung wäre in erster Linie ein politisches Signal für die langfristige Unterstützung des Landes. Auswirkungen auf dem Schlachtfeld hätte sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Eine militärisch autonome EU? Europäische Sicherheit und transatlantische Partnerschaft nach Afghanistan
Die Idee europäischer „Souveränität“ in der Sicherheitspolitik erlebt zur Zeit eine Renaissance. Besonders seit dem desaströs verlaufenen Rückzug westlicher Truppen aus Afghanistan sind die Rufe nach größerer militärischer Unabhängigkeit der EU von den USA wieder deutlich vernehmbar. Was dabei allzu leicht vergessen wird: Der Brexit hat das Ziel einer militärisch autonomen EU in noch weitere Ferne gerückt. Auf mittlere Sicht bleibt volle strategische Autonomie in diesem Bereich unrealistisch. Die beste Chance auf mehr europäische Handlungsfähigkeit liegt im Aufbau eines starken europäischen Pfeilers in der NATO.
Looking back to understand the present: The coup in Burkina Faso and the legacy of regional interventions
The third military coup in West Africa in less than a year happened on 23rd January 2022 in Burkina Faso. The government of ousted President Roch Marc Christian Kaboré was declared deposed, the constitution suspended, and parliament dissolved. The strong man behind the military take-over is Lieutenant Colonel Paul-Henri Sandaogo Damiba. Initial international reactions have called on the military to engage in dialogue and return to democratically constituted order. A delegation of ECOWAS and UN high representatives arrived in Ouagadougou to hold consultations in the country which will inform the ECOWAS summit on 3rd February 2022. Eyes are on the regional body following its harsh sanctions applied against neighboring Mali. While comparison with Mali is important to understand developments in the Sahel region, looking at the current situation in Burkina Faso through the prism of previous coups in the country as well as local experiences of regional interventions might yield more fruitful insights to understand what is going on.
Bolsonaro gunning at Brazilian democracy
In Brazil, September 7th is Independence Day, traditionally celebrated with civil and military parades in the capital Brazilia and many other cities. What was intended to foster national pride and unity threatens to damage that very unity this year, as President Bolsonaro wants to turn the events into a show of strength signalling his will to win in the 2022 elections by a coup d’état if necessary.
Weniger Militär wagen? Wie die Antikriegsstimmung in den USA den Afghanistan-Abzug prägt
Die innenpolitische Stimmung in den USA dreht sich. Mehr und mehr Amerikanerinnen und Amerikaner halten die Entsendung von Streitkräften nach Afghanistan wie auch in den Irak für einen Fehler. Diese Trends helfen, die Abzugsentscheidung der Biden-Regierung zum 20. Jahrestag von 9/11 zu verstehen. Sie werfen aber auch wichtige Fragen auf: zur deutschen und europäischen Sicherheitspolitik, zur Verantwortung der Bundesrepublik in Afghanistan, und zur Rolle diplomatischer und militärischer Mittel in der Außenpolitik.

Myanmars „Veto-Coup“ 2021: ein Interpretationsversuch
Militärische „Veto-Coups“ kamen in der Vergangenheit in den Staaten öfters vor, in denen die Streitkräfte eine führende gesellschaftliche Rolle einnehmen. In Südostasien spielt das Militär diese herausgehobene Rolle in Myanmar und Thailand – beide Staaten haben Erfahrungen mit Staatsstreichen gemacht. Am 1. Februar 2021 putschte in Myanmar erneut das Militär. Da die Armee des Landes enge und lange zurückreichende Verbindungen zur Armee Thailands hat und beide Armeen eine Tendenz zu Putschen haben, stellt sich die Frage, inwiefern der Staatsstreich vom Februar 2021 aus der Geschichte der Putsch(versuche) auf dem südostasiatischen Festland erklärt werden kann. Folgt Myanmar dem thailändischen Vorbild?

Interpreting Myanmar’s 2021 „Veto“ Coup d’etat
Military “Veto” Coups have been prominent in countries where armed forces have played leading roles in society. In Southeast Asia, militaries have been prominent in Myanmar and Thailand, and the two countries have experienced their fair share of coups. The latest putsch occurred on February 1, 2021 in Myanmar. With Myanmar’s military having had a long and close relationship with Thailand’s armed forces, and both countries’ militaries prone to staging coups, one wonders to what extent Myanmar’s 2021 putsch can be explained in the context of the history of coups in mainland Southeast Asia. Does Myanmar follow the Thai model?