Donald Trump, Dana White und Mike Johnson bei der UFC
Donald Trump und Dana White sind in der Mixed-Martial Arts Liga nicht unbekannt. | Foto: Office of Speaker Mike Johnson via Wikimedia Commons | Public domain

Trump, White, Rogan – Männlichkeit, Härte und Faschismus: eine nicht ganz so neue Verbindung toxischer Männlichkeitskultur

Nun ist es Gewissheit: Donald J. Trump wird die USA für eine weitere Amtszeit regieren. Viel wurde in den vergangenen Wochen über Trumps Wahlkampfstrategie diskutiert. Obwohl der Erfolg auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen ist, steht fest: Trump hat mit enormen Mobilisierungsaufwand die spezifische Zielgruppe junger Männer adressiert. Die Auftritte fanden häufig über sogenannte Alternativmedien in einem maskulinen, heterosexuellen und gewaltaffinen Umfeld mit rechtsoffenen bis rechtsextremen Persönlichkeiten statt. Dies gilt es ernst zu nehmen und in einem multifaktoriellen Kontext zu analysieren.

Um die strategischen Entscheidungen des Trump-Teams im Wahlkampf nachvollziehen zu können, muss das ideologische Konstrukt, auf dem Trumps politische Existenz fußt, beleuchtet werden. Das Konzept des Trumpismus basiert in Teilen auf dem Jacksonianismus, der auf den siebten Präsidenten der vereinigten Staaten Andrew Jackson zurückzuführen ist und grob in drei Elemente  gegliedert werden kann: Nationalismus, Religion und Ethnizität (Race). Zwar gibt es hier zahlreiche Widersprüche in Trumps Auftreten, doch Nationalismus und die Abschottung nach außen, die „America-First Policy“, die „Anti-woke-Agenda“ sowie das Versprechen einer restriktiven Einwanderungspolitik sind zentrale Wahlkampfthemen. Auch hinsichtlich einer spirituellen und religiösen Lebensführung vereinen sich in der Person Trump zahlreiche Widersprüche. Dennoch wählten rund 80% der weißen evangelikalen Amerikaner*innen ihn in seiner ersten Wahl (Katzenstein 2019). Ethnizität (Race) ist die dritte Säule des Trumpismus. Trumps durchweg präsenter Rassismus resultierte bereits in seinem ersten Wahlkampf in einer nachhaltigen und prägenden Diskursverschiebung. Auch im aktuellen Wahlkampf spielte die Frage der „Race“ eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür ist das kontinuierliche Säen von Zweifeln an der ethnischen Identität seiner Kontrahentin sowie zahlreiche Lügen und Falschbehauptungen gegenüber eingewanderten Personen. Er verband dies häufig mit misogynen Äußerungen und der mal mehr und mal weniger subtilen Unterstellung, Frauen seien nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Diese Punkte werden mit einer Mischung aus autoritärem Regierungsverständnis und libertären Grundzügen untermauert, die engen Selektionskriterien unterliegen und die persönliche Freiheit des Individuums in den Mittelpunkt rücken (Heiss, 2024). Diese Freiheit ist jedoch insbesondere gegenüber dem weiblichen Geschlecht eingeschränkt: non-binären Personen und Frauen spricht er das Recht sowie die Kompetenz ab, über ihre eigenen Körper zu bestimmen und sich selbst schützen zu können.

Anknüpfend daran argumentiert dieser Blogartikel, dass neben den drei angeführten Eckpfeilern ein virulenter Antifeminismus sowie die aktive Inszenierung spezifisch männlicher Stärke zu einer weiteren Säule des Trumpismus geworden sind. Um dieses Argument zu verdeutlichen, beleuchtet der Beitrag einen Teilaspekt des Wahlkampfes von Donald Trump und erörtert, wie Trump mittels rechter alternativer Medien einen männlichen Teil seiner Wählerschaft adressiert.

Hypermaskulinität, Kampfsport und die Inszenierung des „hart arbeitenden Mannes“

Der Wahlsieg von Donald J. Trump am 06.11.2024 ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich und gibt Einblick in die Affektwelten vieler Menschen in den USA, die multiple Gründe haben mögen, einen faschistoiden Frauenfeind zu einem der mächtigsten Männer der Welt zu machen. Einer der Gründe dürfte die vermeintliche und in einer Selbstinszenierung konstruierte (physische sowie mentale) spezifisch maskuline Stärke des nun wiedergewählten US-amerikanischen Präsidenten sein. So titelt die New York Times, die sich im Vorfeld des Wahltages klar gegen Trump und für Harris positioniert hat: „America Hires a Strong Man“. Trump nutzte eine Reihe von öffentlichen Auftritten und Personen, die Eigenschaften verkörpern, die das Narrativ eines vermeintlich „starken Mannes“ konstruieren und damit das trumpistische Selbstverständnis potenzieren. Die folgenden Auftritte und Persönlichkeiten, durch und mit denen Trump Wahlkampf gemacht hat, geben einen beispielhaften und bereichsübergreifenden Überblick über Männlichkeitskonstruktionen und misogyne Weltbilder.

Trump und die Ultimate Fighting Championship (UFC) 

Seit geraumer Zeit ist Donald J. Trump in der größten und umsatzstärksten Mixed-Martial Arts Liga der Welt der Ultimate Fighting Championship (UFC) präsent, die mit 1,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 die umsatzstärkste MMA-Liga und eine der am schnellsten wachsenden Sport-Branchen der USA darstellt. In seiner Siegesrede am Morgen nach der Wahl war Dana White, der CEO der UFC, prominent auf dem Podium platziert – direkt neben Trumps Sohn Barron Trump sowie seinem Schwiegersohn Jared Kushner. Dana White, der bisher neben der Gründung seines Unternehmens auch dafür bekannt wurde, dass er auf einer Silvester-Party seine Frau öffentlich ohrfeigte und dabei gefilmt wurde, zeigte sich stolz. Ihm wurde die Bühne überlassen, um seine Bewunderung für Trump auszudrücken und eine Vernetzung rechtsoffener alternativer Medienschaffender darzubieten. In seiner Rede erläutert White: „This is what happens, when the machine comes after you (…) This is the most resilient hardworking man I’ve ever met in my life (…) This is karma ladies and gentlemen, he deserves this.“

Der hier zum Ausdruck kommende Personenkult, sowie das Pathos des resilienten und hart arbeitenden Mannes, das hier konstruiert wird, stehen sinnbildlich für das Selbstverständnis Trumps. Eingebettet wird das in die Erzählung vom hart arbeitenden Geschäftsmann, der sein Handwerk versteht und gewinnt. Dies spiegelt sich auch im Publikum wider, das zwischen 75 und 90 Prozent aus Männern besteht und besonders in der Altersgruppe zwischen 25 und 34 populär ist. Dass Donald Trump und Dana White eine strategische Partnerschaft führen, ist hinlänglich bekannt. Welchen Einfluss White im Trump-Universum tatsächlich hat, wurde durch seine Rede noch einmal deutlich und zeigt auf, dass Trump auf die Wählergruppe der kampfsportaffinen, rechtsgerichteten jungen Männer setzt. Auch die Erzählung des einfachen Mannes, der für die Masse des Volkes spricht, wird durch die Symbiose, die Trump mit der UFC in Person von Dana White eingeht, weitergesponnen. Ein weiterer Teil von Whites Rede gibt einen guten Einblick in das Netzwerk, das sich rund um die Wiederwahl von Donald Trump organisiert hat: „I want to thank the Nelk Boys, Adin Ross, Theo Von, Bussing with the boys and last but not least, the mighty and powerful Joe Rogan.

Dieses Konglomerat an rechtskonservativen, durchweg männlichen Streamern und Podcastern erscheint als ein weiterer zentraler Bestandteil der sogenannten „Manosphere“ von Donald J. Trump. In journalistischen Kontexten wurde dieses antifeministische Netzwerk deshalb bereits mit dem Prädikat „Bro-Kult“ versehen.

Die Rolle von alternativen Medienschaffenden: Podcaster, Streamer & Co

Joe Rogan, den Dana White in seiner Rede als Teil des Netzwerks bezeichnete, ist für viele Kampfsportfans nicht unbekannt. Joe Rogan ist seit über 20 Jahren die Stimme der UFC. Nebenher betreibt er den Podcast „the Rogan-Experience“: Mit 15 Millionen Abonnent*innen bei Spotify und 18 Millionen bei YouTube ist das die unangefochtene Nummer 1 im Podcast-Business. 81% seiner Podcast-Abonnent*innen sind männlich und ca. 56% zwischen 18 und 34 Jahren alt. Weitere 37% sind zwischen 35 und 54 Jahren.

Bereits in der Vergangenheit hatte Rogan Politiker in seinem Podcast zu Gast. Im Wahlkampf 2024 unterstützte er zunächst Robert F. Kennedy, mit dem er eine Impfskepsis teilte und in der Podcast-Folge verschwörungstheoretische Inhalte reproduzierte und validierte. Als Kennedy seine Präsidentschaftskandidatur dann zurückzog und Trump in Rogans Podcast auftrat, verkündete Rogan, dass er Trump für den verbliebenen Wahlkampf unterstützen würde. Rogan, der sich wiederholt als Anti-Establishment-Vertreter inszenierte und die Grundannahme vertritt, dass die meisten Politiker*innen notorisch lügen, unterstützt damit die Trump’sche Erzählung des starken Mannes, der als Außenseiter in eine Elite eindringt, um im korrupten Washington D.C. aufzuräumen. In seiner Podcast-Folge mit Trump geht es daher auch immer wieder um seine Anti-Establishment-Ausrichtung. Neben dem Misstrauen gegenüber dem politischen Establishment wird in der Podcast-Folge auch die Verachtung gegenüber der klassischen Medienwelt deutlich. So wird Rogan nicht müde zu erwähnen, dass es einer Hexenjagd gleiche, wie sich klassische Medien über Donald Trump mokieren würden, ohne dabei die Hintergründe der Berichterstattung zu erläutern und die Ausfälle seines Gesprächspartners zu thematisieren. Damit präsentiert sich Rogan selbst als Alternative zu einer, aus seiner Sicht, korrupten und unfairen Medienwelt und potenziert Trumps Narrative. Allein auf YouTube hatte das Podcast-Video knapp 50 Millionen Aufrufe.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Rogan auch Kamala Harris zu sich in den Podcast einlud. Gemeinsam mit ihrem Team entschied sie sich allerdings gegen eine Teilnahme. Rogan spricht mit seinem Auftreten und seinen Thesen ein junges männliches Publikum an, das sich vom politischen Establishment ignoriert fühlt und die Angst vor dem Verlust von Privilegien teilt. Diese Selektion seines Publikums ist auch darauf zurückzuführen, dass Rogan linke, progressive, und weibliche Zuhörer*innen mit Aussagen abschreckte, in denen er Frauen einen durchschnittlich geringeren IQ attestierte, feindselig gegenüber trans-Personen auftrat und wiederholt rassistische Begriffe benutzte. Trumps Auftritt in Joe Rogans Podcast ist deshalb ein unkonventioneller Mobilisierungsversuch, der auf ebenjene Wählergruppe abzielt, in der und für die er sich inszeniert.

Trumps Tauchgang in rechtsalternative Streaming-Welten

Donald Trump gilt als Meister der Aufmerksamkeits-Ökonomie. So hat er im Rahmen seiner Wahlkampagne 2024 auf Twitch, der weltweit größten Streaming-Plattform, einen eigenen offiziellen Account mit knapp 300.000 Followern eröffnet, auf dem ein Teil seiner Wahlkampfauftritte live verfolgt werden konnte. Sein Wahlkampfteam und er haben den kulturellen und politischen Einfluss der neuen Medienwelt früh erkannt und für sich genutzt. Ebenfalls im Rahmen seines Wahlkampfes lud er den rechtskonservativen Adin Ross, der immer wieder wegen rassistischer, misogyner und antisemitischer Aussagen in die Kritik geraten war, zu sich auf sein Anwesen in Florida ein. Ross, der auf Twitch seine Streaming-Karriere begann, dort allerdings wegen multipler Plattformverstöße gesperrt wurde und nun auf der alternativen Plattform Kick bereits zahlreiche Kontroversen auslöste, ist in der rechtsalternativen misogynen Szene kein unbeschriebenes Blatt. So trat er wiederholt mit dem „Manfluencer“ Andrew Tate auf, den er als eine Art Mentor beschreibt und zu welchem er eine freundschaftliche Beziehung pflege. Eine weitere Kontroverse löste er mit seinem Livestream mit dem Rechtsextremisten, Antisemiten, Shoa-Leugner und führendem MAGA-Protagonisten Nick Fuentes aus, in dem er Frauen als männliches Eigentum bezeichnete. Von ihm stammt auch, das unmittelbar nach der Wahlnacht gepostete Zitat: „Guys win again – there will never, ever be a female president […] Your body, our choice.“ Und weiter: „I’d just like to take the opportunity to thank men for saving this country from stupid bitches who wanted to destroy the world to keep abortion.“ Derselbe Nick Fuentes wurde wiederholt auf Trumps Anwesen in Florida eingeladen und vom inzwischen wiedergewählten Präsidenten hofiert.

Trumpismus und Misogynie

Der Trumpismus, der eine misogyne und antifeministische Unterfütterung innehat und im Zusammenspiel mit teilweise rassistischen und hypermaskulinen Darstellungen zu immer größeren Diskursverschiebungen führt, trägt maßgeblich zur Zementierung gesellschaftlicher Machtstrukturen bei, die auf patriarchalen Werten und der Marginalisierung von Minderheiten basieren. Der gezielte Einsatz von Streaming-Plattformen und Podcasts im Wahlkampf verstärkte diese Narrative, indem traditionelle Medien vermieden wurden und direkt in digitale Milieus eingegriffen wurde, die empfänglich für Botschaften des Widerstands gegen „korrupte Eliten“ sind. So entstand ein Kommunikationsnetzwerk, das nicht nur politische Inhalte, sondern auch kulturelle Identifikationsangebote vermittelte.

Die politische und kulturelle Mobilisierung von Donald Trump für die Präsidentschaftswahl 2024 offenbart eine Verflechtung von toxischen Männlichkeitskulturen, hypermaskulinen Inszenierungen und populistischen Ideologien, die sich in ihrer Ausgestaltung sowohl historischer Vorbilder als auch moderner Kommunikationsstrategien bedienen. Trumps Wahlkampfansatz basierte maßgeblich auf der Ansprache einer spezifischen Zielgruppe – junger, weißer, und häufig politisch rechtsorientierter Männer – deren Affinität zu Maskulinität, Gewalt und misogynen Weltbildern strategisch adressiert wurde. Dies manifestiert sich besonders in der Einbindung von Persönlichkeiten und Plattformen, die in der sogenannten „Manosphere“ verankert sind, wie Joe Rogan oder Adin Ross, sowie in der Inszenierung von Trump als vermeintlich „starker Mann“ und Außenseiter.

Die Rolle des Sports, insbesondere der UFC, und seine starke Verknüpfung mit Männlichkeitsidealen verdeutlichen die Strategie, über kulturelle Symbole eine emotionale Bindung zu schaffen. Dies wirft die Frage auf, wie sich diese Verbindung von (digitaler) Kultur, Politik und Ideologie langfristig auf politische Diskurse und gesellschaftliche Normen auswirkt. Die Wiederwahl Trumps und die Rolle seines Mediennetzwerks stellen somit nicht nur ein politisches, sondern auch ein soziokulturelles Phänomen dar, das in seiner Komplexität und Tragweite weiter untersucht werden muss. Gerade die Rolle von Elon Musk und der Plattform X, deren Betrachtung über den Rahmen diese Artikels hinausgehen, müssen bei künftigen Untersuchungen berücksichtigt werden.

Im Anschluss an diese Untersuchung ergeben sich weitere essenzielle Forschungsfragen: Welche Rolle und auch Macht besitzen alternative Medienschaffende in Wahlkämpfen? Was ist die Rolle von Hypermaskulinität, Misogynie und Antifeminismus im Wahlverhalten der Massen in den USA und in vergleichbaren demokratischen Kontexten? Und welche Auswirkungen haben ebenjene Wahlkampfstrategien auf die FLINTA-Communities in den Vereinigten Staaten? Diese Fragen gilt es in Zukunft zu adressieren.

Lars Wiegold

Lars Wiegold

Lars Wiegold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Projekten RadiGaMe und RADIS. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Erforschung von radikalen und extremistischen Online-Milieus, insbesondere in digitalen Spiele-Communitys. // Lars Wiegold is a research associate in the RadiGaMe and RADIS projects. His research focuses on radical and extremist online milieus, particularly in digital gaming communities.

Lars Wiegold

Lars Wiegold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Projekten RadiGaMe und RADIS. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Erforschung von radikalen und extremistischen Online-Milieus, insbesondere in digitalen Spiele-Communitys. // Lars Wiegold is a research associate in the RadiGaMe and RADIS projects. His research focuses on radical and extremist online milieus, particularly in digital gaming communities.

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