Der ukrainische Präsident Selenskyj bei Gesprächen mit den Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien
Der ukrainische Präsident Selenskyj bei Gesprächen mit den Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien | Photo: President Of Ukraine | Public Domain

Schießen und verhandeln – in vielen Konflikten kein Gegensatz

Schon kurz nach dem Überfall auf die Ukraine begannen die Kriegsparteien zu verhandeln. Viele Kommentare kritisierten, es passe nicht zusammen, zu verhandeln und gleichzeitig zu schießen. Ein einflussreicher Forschungsstrang in der Politikwissenschaft widerspricht dem. Ihm zufolge fassen viele Konfliktparteien Krieg als Teil des Verhandelns auf. Begreift man das vor allem als erschreckende Beobachtung und weniger als zynische Politikempfehlung, dann wird verständlicher, warum viele Verhandlungen erst spät oder nie zu einem Ende des Krieges führen.

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14. Dezember 1995: Die Präsidenten von Serbien, Slobodan Milošević (links), Kroatien, Franjo Tuđman (Mitte), und Bosnien-Herzegowina, Alija Izetbegović (rechts), unterzeichnen das in Dayton ausgehandelte Friedensabkommen für Bosnien und Herzegowina. | Foto: Central Intelligence Agency, William J. Clinton Presidential Library, Lizenz: public domain der USA

Bürgerkriege beenden. Militärische Siege und Friedensabkommen im Vergleich

„Es gibt keine militärische Lösung des Konflikts“, heißt es gerne in der internationalen Diplomatie. Anders sehen das nicht nur die Taliban in Afghanistan oder die Regierung Aserbaidschans, die im Herbst 2020 im Konflikt um Berg-Karabach triumphierte. In Studien zum Wiederausbruch von Bürgerkriegen dominiert der Befund, dass militärische Siege besser als Friedensabkommen für dauerhaften Frieden sorgen. Sind Friedensverträge nur die zweitbeste Weise, einen Bürgerkrieg zu beenden?

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Blick auf die Innenstadt von Grbavica, einem Stadtteil von Sarajevo, am Ende der Belagerung
Blick auf die Innenstadt von Grbavica, einem Stadtteil von Sarajevo, am Ende der Belagerung | Photo: Lt. Stacey Wyzkowski | Public Domain

Blick zurück nach vorn: Was droht bei einer Belagerung ukrainischer Städte?

Bei ihrem Überfall auf die Ukraine sind die russischen Truppen auf größeren Widerstand gestoßen als von ihrer Führung offenbar erwartet. Kiew und andere Städte stehen weiterhin unter Kontrolle ukrainischer Kräfte. Wie das russische Militär darauf reagieren wird, ist offen. Möglicherweise sieht es zunächst von Versuchen ab, stark verteidigte Städte vollständig einzunehmen, und setzt stattdessen auf deren Belagerung, die mit massivem Beschuss einhergeht. Was dann den Menschen in Kiew und anderswo in unmittelbarer Zukunft droht, zeigt ein Blick zurück auf die Belagerungen von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina sowie Ost-Ghouta und Aleppo in Syrien.

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Zündeln mit Streichhölzern
Die wichtigsten Treiber für Bürgerkriege sind in Bosnien und Herzegowina stärker ausgeprägt als in den USA. | Photo: Devin Avery auf Unsplash

„Wie Bürgerkriege beginnen“: eine angewandte Buchvorstellung

Bürgerkriege dominieren seit geraumer Zeit das weltweite Kriegsgeschehen. Erklärungsversuche, warum Bürgerkriege ausbrechen, sind ähnlich zahlreich wie diese Konflikte selbst. Eine Überblicksstudie aus dem Jahr 2009 zählte mehr als 200 zur Erklärung herangezogene Faktoren und beschränkte sich dabei auf quantitative Analysen. Aus dieser Menge hebt ein kürzlich publiziertes, in den Vereinigten Staaten vielbeachtetes Buch die wichtigsten Konflikttreiber hervor. Es attestiert den USA eine erhebliche Kriegsgefahr. Der folgende Beitrag fasst die Argumentation des Bandes zusammen und diskutiert in diesem Lichte die Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges in Bosnien und Herzegowina.

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Geeignete Exit-Strategie oder Irrweg? | Photo: Unsplash, Rayson Tan | Free use

Ausweglose Exit-Strategien: Beginn, Fortdauer und Ende von Auslandseinsätzen

Das Ende des fast 20 Jahre dauernden Einsatzes in Afghanistan gilt weithin als Desaster. Für die anstehende Aufarbeitung lässt sich daher erwarten, dass sie Exit-Strategien intensiv diskutieren wird. Die Frage nach Abzugsplänen verlangt Aussagen zu den Zielen und Mitteln einer Intervention und regt wichtige Debatten darüber an, was militärisches und ziviles Engagement in und nach kriegerischen Konflikten überhaupt erreichen soll und kann. Einige Erwartungen an Exit-Strategien lassen sich aber kaum erfüllen.

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"Dingo" der Bundeswehr vor einem grünen Hügel mit Schafherde
Soldaten der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) und des deutschen Logistikunterstützungsbataillons 172 bei einer Übung am 27. Februar 2009 außerhalb von Camp Marmal | Photo: flickr, ResoluteSupportMedia. | CC BY 2.0

Afghanistan aufarbeiten. Den Einsatz nachträglich legitimieren oder Entscheidungshilfen für die Zukunft liefern?

Nach der Machtübernahme der Taliban kam der Ruf nach Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes auf, stärker denn je auch aus Bundestag und Bundesregierung. Das sich abzeichnende Profil der Evaluation und prominente Debattenbeiträge lassen aber befürchten, dass die geplanten Vorhaben weniger leisten werden als möglich. Eine auf deutsche Aktivitäten und Prozessoptimierung beschränkte Evaluation, die schon vorab einige Folgerungen als gegeben setzt und andere tabuisiert, wird nur begrenzt die politisch entscheidende Frage beantworten: Unter welchen Bedingungen und auf welche Weise soll sich Deutschland künftig an Interventionen beteiligen?

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Bundeswehrsoldaten vor einem Transportflugzeug
Rückverlegung der Bundeswehrtruppe aus Afghanistan, Juni 2021. | Photo: Flickr, ©Bundeswehr/Torsten Kraatz

Die Wahlprogramme zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr

In den letzten drei Jahrzehnten haben unterschiedliche Mehrheiten im Bundestag die deutschen Streitkräfte in Dutzende Auslandseinsätze außerhalb des NATO-Gebiets geschickt, und das mit dem erklärten Ziel, für Sicherheit und Frieden zu sorgen. Bis Juli 2021 sind 113 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei Auslandseinsätzen ums Leben gekommen, die meisten beim Engagement in Afghanistan, das Deutschland zwischen 2001 und 2020 rund 12,2 Mrd. € kostete. Wie positionieren sich vor der Wahl die in Fraktionsstärke im Bundestag vertretenen Parteien zu Auslandseinsätzen?

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Mitglied einer nepalesischen Spezialeinheit 2004 in Isale, Burundi (Photo: © UN Photo 62133/Martine Perret)
Mitglied einer nepalesischen Spezialeinheit 2004 in Isale, Burundi (Photo: © UN Photo 62133/Martine Perret)

Friedenserhaltung nach Bürgerkriegen: Wie die Merkmale eines Konflikts über den Erfolg mitentscheiden

Friedenserhaltende Missionen sollen verhindern, dass beendete Bürgerkriege erneut ausbrechen. Oft schaffen sie das, doch kommt es in einer bedeutenden Zahl von Fällen innerhalb weniger Jahre zum Rückfall in den Bürgerkrieg. Das wirft die Frage auf, unter welchen Bedingungen Missionen der Friedenserhaltung tatsächlich den Frieden wahren. Laut prominenter Analysen der Vereinten Nationen entscheidet vor allem das […]

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Die humanitäre militärische Intervention in Bosnien und Herzegowina prägte die Diskussion des Konzeptes. | Photo: Paalso | CC BY-SA 3.0

Humanitäre militärische Intervention: Streit über den Begriff steht der Forschung im Weg

Humanitäre militärische Interventionen lösen heftige Kontroversen aus, angesichts ihrer potenziellen Folgen völlig zu Recht. Die Debatten beschränken sich nicht auf die politische Zulässigkeit dieser Einsätze. Was genau als humanitäre militärische Intervention gelten soll, spaltet auch die Wissenschaft.

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Karte der humanitären Interventionen
Auf der interaktiven Weltkarte sind alle HMI übersichtlich dargestellt | Quelle: HSFK-Datensatz

Humanitäre militärische Interventionen erforschen: ein Datensatz schafft die Grundlage

Sogenannte humanitäre militärische Interventionen oder Interventionen im Rahmen der internationalen Schutzverantwortung sind heiß umstritten, doch hinkt die Erforschung dieser Einsätze den politischen Kontroversen hinterher. Zwar füllen völkerrechtliche und friedensethische Beiträge viele Regalmeter, und auch die zahlreichen detaillierten Einzelfallstudien lassen sich nicht mehr überschauen. Dennoch ist bislang weitgehend unbekannt geblieben, wie sich militärische Interventionen mit einer erklärten humanitären Absicht auf die Situation im Zielland auswirken. Das liegt am Mangel an vergleichenden Arbeiten. Ein neuer Datensatz zu den humanitären militärischen Interventionen nach 1945 schafft die Grundlage für solche Studien. Eine interaktive Weltkarte macht die Daten zugänglich.

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