Seit dem Putsch im August dieses Jahres steht Mali einmal mehr im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit für die Sahel-Region. Doch dieser einseitige Fokus birgt die Gefahr, die sich nicht nur sicherheitspolitisch verschlechternde Situation in Malis Nachbarstaaten und damit der gesamten Sahel-Region zu unterschätzen.
Am 22. November 2020 finden in Burkina Faso die ersten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen seit der politischen Transition 2014/15 statt. Damals war Blaise Compaoré, der das Land 27 Jahre lang regierte, von einer breiten gesellschaftlichen Protestbewegung zum Abdanken gedrängt worden. Unter Mediation der regionalen Organisationen ECOWAS (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft / Economic Community of West African States) und AU (Afrikanische Union) wurde eine zivile Transition verhandelt und umgesetzt.
Heute, fünf Jahre später, ist das Land mit einer Vielzahl von (neuen) Herausforderungen konfrontiert. Eine der größten sind die aktuell angespannte Sicherheitslage und die Zunahme terroristischer Gewalt, die immer mehr Menschen, vor allem im Norden des Landes, in die Flucht zwingt. Erst kürzlich warnte Außenminister Heiko Maas, im Sahel stünden alle Alarmstufen auf dunkelrot. In Burkina Faso sind über eine Millionen Menschen auf der Flucht, das sind fünf Prozent der Bevölkerung. Nirgendwo sonst auf der Welt wächst die Zahl der innerhalb des Landes Vertriebenen derzeit so schnell wie in dem westafrikanischen Binnenstaat. Damit verbunden sind auch Probleme der Ernährungssicherung und der Aufrechterhaltung sozialer Infrastrukturen. Doch neben der prekären Sicherheitslage und deren Folgen, gibt es noch viele weitere Herausforderungen, vor denen die neu zu wählende Regierung steht. Wichtige politische Reformen sowie die gesellschaftliche Versöhnung nach dem Putsch von 2014 stehen weiterhin aus. Auch ist die Euphorie über den erfolgreichen „Volksaufstand“, wie der Protest von 2014 heute noch von vielen Burkinabe genannt wird, schnell verflogen: „Transition ohne Transformation“ ist heute eine geflügelte Zusammenfassung der Ergebnisse von 2014/15.
Diese Blogreihe begleitet den aktuellen Wahlkampf bis zur Wahl am 22. November und gibt lokalen ExpertInnen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien das Wort.
Quelle für die im Banner verwendete Illustration: Wikimedia Commons/Public Domain.
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Burkina Faso nach den Wahlen: „Wir werden einen neuen Stil der Opposition erleben.“

Mehr als Wahlen. Burkina Faso wählt friedlich, doch der Frieden ist weit entfernt

„Es dreht sich alles um Transparenz. Wenn die Wahlen nicht transparent sind, wird es Probleme geben.“

„Es bedarf eines wirklichen Paradigmenwechsels, um die vielfältigen Herausforderungen, vor denen das Land steht, mit Nachdruck anzugehen.“

„Es gibt wirklich keine Hoffnung oder Erwartungen der Jugend an diese Wahlen.“

„There is Really No Hope or Expectations of the Youth for these Elections.“

„Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige versuchen werden, die Ergebnisse der Wahlurnen anzufechten.“
